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Eutins Bürgermeister übernimmt Schirmherrschaft für „Elisabethstation“

Dirk Beutin, Geschäftsführer des Sankt Elisabeth Krankenhaus Eutin, und Eutins Bürgermeister Sven Radestock, der die Schirmherrschaft für die Elisabethstation übernommen hat, enthüllen gemeinsam das neue Schild für diese besondere Station für Menschen mit dementiellen Erkrankungen

Eutins Bürgermeister Sven Radestock übernimmt Schirmherrschaft für umbenannte „Elisabethstation“ am SEK Eutin

Vor mehr als zwölf Jahren hat das Sankt Elisabeth Krankenhaus Eutin (SEK Eutin) im Rahmen der stationären Behandlung geriatrischer Patienten eine eigene Station für Patienten mit kognitiven Einschränkungen wie einer Demenzerkrankung und einem Delir (akuter Verwirrtheitszustand, zum Beispiel nach einer Operation) geschaffen. Dieser räumlich besonders gestaltete, intensiv betreute und geschützte Bereich wurde im alltäglichen Sprachgebrauch bislang als die „Demenz- und Delirstation“ bezeichnet und nun in „Elisabethstation“ umbenannt. 

„Wir möchten mit der Umbenennung deutlich machen, dass wir an allererster Stelle den betroffenen Mitmenschen und nicht dessen Erkrankung sehen, erläutert die Demenzkoordinatorin Kristina Kalthegener, die das Betreuungsteam aus speziell qualifizierten Betreuungskräften leitet.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Herrn Sven Radestock einen Bürgermeister haben, dem eine demenzsensible Kommune eine Herzensangelegenheit ist. Daher konnten wir ihn auch als Schirmherrn für unsere Elisabethstation gewinnen“, sagt Geschäftsführer Dirk Beutin.

Für ihn war die Zusage denn auch gar keine Frage. „Meine Geschwister, mein Vater und ich haben uns lange Zeit mit dem Thema beschäftigen müssen. Von den ersten Symptomen, die nicht einmal der Hausarzt richtig eingeordnet hat, bis zum Tod meiner Mutter vergingen sogar mehr als zehn Jahre“, berichtet er. Ein Zeitraum, der für die Familie, aber auch für alle, die mit ihr zu tun hatten, sehr herausfordernd war: „Nicht immer kann man ungewöhnliches Verhalten richtig einordnen, vor allem wenn man sich darüber ärgert. Deshalb kann es nur helfen, wenn wir über das Thema auch ausführlicher informieren, Verständnis wecken und dadurch sensibler werden. Ich freue mich, wenn ich auf dem Weg dorthin unterstützen kann – denn eines verlieren Demenzkranke nicht: ihre Gefühle. Bis zum Schluss nicht.“

Der Ärztlicher Direktor, Dr. med. Johann Meins, ergänzt: „Deutsche Krankenhäuser sind in der Regel auf die akute Behandlung von Krankheiten und Notfällen ausgelegt, nicht aber auf die speziellen Erfordernisse im Umgang mit Menschen mit Demenz und Delir. Insbesondere für Menschen mit einer Demenz stellt ein Krankenhausaufenthalt eine kritische Situation dar. Die unruhige und unbekannte Umgebung wirkt auf Menschen mit einer Demenzerkrankung verstörend und daher bedarf es eines gezielten Behandlungskonzeptes. Das SEK Eutin bietet den betroffenen Patienten mit dem seit Jahren eingeführten Behandlungskonzept eine feste Tagesstruktur, eine gezielte Einzelbetreuung und eine intensive Begleitung in einer geschützten Umgebung. So kann den Patienten die nötige Sicherheit vermittelt werden. In Akutsituationen kann zudem eine nächtliche Betreuung für die Patienten gerufen werden. Über die Einzelbetreuung können die unruhigen Patienten entlastet werden und der Einsatz von freiheitsentziehenden Maßnahmen wird verhindert.“

Und weiterhin führt Dr. Meins aus: „Der Umgang mit Demenzerkrankten muss erlernt werden. Daher bieten wir unseren Mitarbeitern in allen beteiligten Berufsgruppen regelmäßige Fachfortbildungen, ein jährliches Deeskalationstraining und monatliche Supervisionen an. Für betreuende Angehörige gibt es zudem gezielte Informationsveranstaltungen und die individuelle Beratung und begleitende Betreuung durch die Familiale Pflege am SEK Eutin.“

FACT SHEET 
zum Pressegespräch am 11.01.2024

 

  1. Das Konzept der Elisabethstation am SEK Eutin

Seit 2011 betreibt das SEK Eutin einen Teil einer Krankenstation räumlich und organisatorisch vom übrigen Krankenhausbetrieb abgetrennt als Station für Patienten mit kognitiven Defiziten. Dieser Bereich umfasst 14 Betten und ist einer geriatrischen Station angegliedert. Auf dieser Station (Elisabethstation) werden Menschen mit einer die Alltagskompetenz einschränkenden Demenz oder einem akuten Delir behandelt. Das Konzept dieser Station versucht durch seine besondere räumliche Gestaltung, die intensive Betreuung und die geänderten Abläufe den Bedürfnissen der Menschen mit einer Demenz oder einem Delir in besonderer Weise gerecht zu werden.
 

Das Behandlungsziel für Patienten mit Demenz oder einem akuten Delir unterscheidet sich nicht von den Behandlungszielen der geriatrischen Medizin. Vielmehr ist die Demenz und das Delir ein geriatrischer Merkmalskomplex und wird durch intellektuellen Abbau, kognitive Defizite und mentale Alteration beschrieben. Es gilt in der Betreuung dieser Patientengruppe die besonderen Bedürfnisse und Notwendigkeiten im geriatrischen Behandlungsprogramm zu berücksichtigen und das Behandlungsziel entsprechend anzupassen.
 

Das Hauptziel der geriatrischen Medizin und damit auch in der Behandlung von Patienten mit einer Demenz oder einem begleitenden Delir ist die Optimierung des funktionellen Status‘ und die Verbesserung der Lebensqualität. Mit Wiederherstellung oder zumindest Verbesserung in den Bereichen der Mobilität, der pflegerischen Selbstversorgung und der Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten ergibt sich für die Patienten ein höheres Maß an Autonomie und sozialer Teilhabe.
 

Patienten mit Demenz unterliegen aufgrund der Erkrankung meist einem erhöhten Stresslevel und den damit einhergehenden Einschränkungen und Verlusten hinsichtlich Merkfähigkeit, Gedächtnis, Orientierung, Impulskontrolle und Reizverarbeitung. Insbesondere im Krankenhaus sind Menschen mit Demenz daher auf einen sensiblen, schützenden Umgang angewiesen. Überforderung, beispielsweise durch die kliniktypische Geräuschkulisse, häufig wechselnde Kontaktpersonen und weitere strukturell bedingte Faktoren, sollten daher vermieden werden. Stattdessen verhindert eine angemessene Steuerung und Gestaltung des gesamten Krankenhausaufenthaltes eine Negativspirale aus herausforderndem Verhalten, Sedierung und Fixierung.

Das Demenzkonzept im SEK Eutin zeichnet sich durch demenzsensible und delirpräventive Strukturen aus: 

Die Grundidee der Elisabethstation ist die Einbindung der Patienten in eine familienähnliche Tagesstruktur. In einem wohnlichen Tagesraum wird der Tagesablauf gestaltet. Hier werden auch gemeinsam die Mahlzeiten eingenommen, auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet und der Tagesablauf mit ressourcenorientierten Beschäftigungsangeboten – auch individuell – gestaltet. 

Bei den Beschäftigungsangeboten handelt es sich beispielsweise um das Vorlesen der Tageszeitung, kreative oder musikalische Angebote sowie kognitives Training zur Aufrechterhaltung der Merkfähigkeit und Konzentration. Die klare und täglich wiederkehrende Struktur bietet den Patienten Sicherheit, Wiedererkennung und fördert so das Wohlbefinden. Dieses umfassende Betreuungsangebot wird durch einen Betreuungsdienst sichergestellt. Die Kollegen des Betreuungsdienstes sind durch eine Ausbildung zur Betreuungsfachkraft nach § 43b SGB XI qualifiziert. Der Patientenbeobachtung und der Sensibilität für das Verhalten der betreuten Patienten durch die geschulten Mitarbeiter kommen dabei eine ganz besondere Rolle zu. Prinzipiell geht das Behandlungsteam auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten ein, soweit dies ohne Gefährdung möglich ist. Das Betreuungsangebot mindert dabei erfahrungsgemäß herausforderndes Verhalten und hilft einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus zu etablieren.

Von großer Bedeutung ist auch die Betreuung der Angehörigen. Dies betrifft beispielsweise die psychische Bewältigung der häufig langfristig bestehenden Belastungssituation pflegender Angehöriger. Daher steht für die betreuten Patienten, aber insbesondere auch für die Angehörigen, das Angebot der Seelsorge und der psychologischen Beratung zur Verfügung.

Einen hohen Stellenwert hat zudem die vorausschauende Planung der weiteren pflegerischen Versorgung von Patienten mit Demenz. Hierzu besteht ein umfassendes Angebot durch den Sozialdienst und die Familiale Pflege am SEK Eutin.

Die geriatrische Behandlung und damit auch die Behandlung von Patienten mit Demenz/Delir erfolgt stets im multiprofessionellen Team.  Für die interdisziplinäre Behandlung ist der regelmäßige Abgleich des Behandlungsfortschritts notwendig. Hierzu dienen regelmäßige Team-Besprechungen. Zu nennen ist einerseits die tägliche morgendliche Visite, bei der die aktuelle Entwicklung besprochen wird und kurzfristige Entscheidungen zum Fortgang der Behandlung getroffen werden. Andererseits gibt es eine wöchentliche Teamsitzung unter Einbindung aller am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen einschließlich des psychologischen Dienstes und der Seelsorge. Hier werden die weitergehenden Maßnahmen und Zielsetzungen besprochen. Die Teamleitung übernimmt stets der geriatrisch weitergebildete Arzt.

Spezielle Betreuungsangebote zur Demenzbegleitung und Delir-Prävention sowie Koordination der speziellen Versorgung:

  1. Betreuungsangebot im Tagesraum

Bei Patienten mit einer bereits diagnostizierten Demenz oder einem akuten Delir wird bei entsprechender Anmeldung der Aufenthalt auf der speziell ausgerichteten Elisabethstation geplant. Dort profitieren die Patienten von tagesstrukturierenden Angeboten, begleiteten Mahlzeiten und gezielten Beschäftigungsangeboten. Patienten werden intensiv betreut (Einzel- bzw. Gruppenangebote in Tagesräumen der Stationen und in den Zimmern). Bei der Erstellung der Angebote werden biografische Informationen berücksichtigt, so dass für jeden Patienten individuell, seinen Bedürfnissen entsprechend, eine optimale Betreuung gewährleistet werden kann. Das Angebot einer Betreuung im Aufenthaltsraum der Demenz-/Delirstation steht gegebenenfalls auch Patienten von anderen Stationen unseres Hauses zur Verfügung, die von der tagesstrukturierenden Beschäftigung und der persönlichen Ansprache profitieren. Die Betreuung im Tagesraum verbessert die soziale Integration und stabilisiert den Tag-Nacht-Rhythmus.

  1. Betreuungsangebot mobiler Dienst

Ein mobiler Dienst ergänzt die stationäre Betreuung auf der Demenz-/Delirstation (Elisabethstation). Die Besuche der Mitarbeiter im mobilen Dienst erfolgen situationsangepasst und orientieren sich an der körperlichen und seelischen Verfassung des jeweiligen Patienten. Von den Angeboten profitieren insbesondere Patienten in einer infektiologisch notwendigen Isolationssituation oder Quarantäne. Die Patienten werden somit individuell betreut und eine ressourcenorientierte und tagesstrukturierende Beschäftigung angeboten.

  1.  Nächtlicher Betreuungsrufdienst

Durch den Früh- und Spätdienst sowie eine nächtliche Rufbereitschaft des Betreuungsdienstes ist die Betreuung von Menschen mit Demenz oder Delir im SEK Eutin rund um die Uhr gewährleistet.

Patienten mit einer Demenz oder auch einem Delir weisen häufig eine Verkehrung des Tag-Nacht-Rhythmus auf. Bei nächtlicher Unruhe und „Hinlauftendenz“ mit begleitender Sturzgefahr wird nach Abstimmung der diensthabenden Mitarbeiter die Rufbereitschaft des Betreuungsdienstes genutzt. Das nächtliche Betreuungsangebot wird auch bei psychischen Unruhezuständen und/oder herausforderndem Verhalten angefordert. 

Bei nächtlicher Unruhe und unter sedierender Medikation stellt sich häufig eine Schläfrigkeit am Folgetag ein, wodurch sich der häufig verkehrte Tag-Nacht-Rhythmus verfestigt. Die Teilhabe an therapeutischen Angeboten ist damit am Folgetag gefährdet. Sedierende Medikamente werden deshalb in behutsamer Dosierung nur bis Mitternacht verordnet. Ansonsten erfolgt eine Einzelbetreuung mit begleiteten Spaziergängen oder validierenden Gesprächen. Somit können die Patienten ihrem Bewegungsdrang folgen und im Gespräch Ängste abbauen und Vertrauen gewinnen.

  1. „protecting meal“

Menschen mit Demenz leiden häufig unter Konzentrationsschwierigkeiten und sind in der Klinik von vielen ablenkenden Reizen umgeben. Damit ist die Einnahme von Mahlzeiten deutlich erschwert. Daher wird eine zeitlich geschützte und reizarme Atmosphäre für die Mahlzeiten geschaffen. Unter dem Begriff des „protecting meal“ ist ein definierter Zeitraum ohne Störungen fest in den Tagesablauf für die Mahlzeiten eingeplant. In dieser Zeit müssen die Türen zum Tagesraum geschlossen sein, Anwendungen pausiert werden und diagnostische Maßnahmen werden verschoben. Damit soll in behaglicher Atmosphäre die ungestörte Einnahme der Mahlzeit ermöglicht werden. Die Betreuungskraft begleitet die Mahlzeiten, unterstützt die Patienten bei Bedarf und hilft die notwendige Trinkmenge zu sichern.

  1. Koordinierungsprozess

Patienten, bei denen eine Demenz/ein Delir oder der Verdacht auf Demenz/Delir diagnostiziert wurde, sind der Demenzkoordinatorin in der Regel bereits durch Meldung vom Belegungsmanagement bekannt. Zusätzlich erfolgt vom therapeutischen Team bei kognitiven Auffälligkeiten eine Anforderung der Demenzkoordinatorin zur Einschätzung und Mitbeurteilung.  Die Demenzkoordinatorin wertet Verhalten und Assessments des Patienten aus und gibt die von ihr empfohlenen Maßnahmen zur Optimierung der Behandlung dem Behandlungsteam weiter. Die Patienten stehen somit von Beginn an unter besonderer Beobachtung, wodurch sich herausforderndes Verhalten oder ein Delir abwenden lassen können.

  1. Klinikinterner Verlegungsprozess

Bei Patienten mit Demenz/Delir wird angestrebt klinikinterne Verlegungen zu vermeiden. Entwickelt sich im Verlaufe des Klinikaufenthalts ein Delir, so werden die Patienten zunächst durch den mobilen Betreuungsdienst engmaschig betreut. Reicht dieses nicht aus, weil beispielsweise eine Integration in den Tagesraum die notwendige Sicherheit bieten kann, wird der Patient auf die Elisabethstation verlegt.

  1. Einbindung Seelsorge und Psychologe

Einen weiteren Behandlungsbaustein stellt die psychologische oder seelsorgerische Begleitung dar. Diese Berufsgruppen werden auf Wunsch des Patienten oder der Angehörigen bei Konfliktsituationen, Gesprächsbedarf oder spirituellen Fragen hinzugezogen. Darüber hinaus bietet die Krankenhausseelsorge aktiv Gesprächsangebote an und koordiniert zudem den ehrenamtlichen Besuchsdienst. Hierbei sind die Demenzkoordinatorin und das Seelsorgeteam im engen Austausch. 

 

 

  1. Die heilige Elisabeth von Thüringen

Elisabeth von Thüringen war eine Adlige, die sich im 11. Jahrhundert den Armen und Kranken zugewandt hat. Sie versorgte sie mit Nahrung und kümmerte sich um die Pflege der Kranken. Jedes Jahr, am 19. November, feiern wir als Haus unser Patronatsfest und erinnern uns an die Herzensgüte und Freundlichkeit unserer geistlichen Schirmherrin. Auf sie und ihr Vorbild geht der Name „Elisabethstation“ zurück, den wir für unsere Station zur Behandlung von Menschen mit Demenzerkrankung gewählt haben.

 

Hier gibt es noch einige zusätzliche Informationen zur heiligen Elisabeth von Thüringen: 

https://www.elisabeth-vinzenz.de/ueber-uns/ordensgemeinschaften/die-heilige-elisabeth