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St. Joseph-Stift eröffnet das erste stationäre Hospiz für Dresden

In unruhigen Zeiten entstehen manche Dinge ganze leise. Für das St. Joseph-Stift und viele im Bereich Palliativversorgung und Hospizarbeit Tätige aus Dresden erfüllte sich heute ein lang gehegter Herzenswunsch: Das Marien-Hospiz am St. Joseph-Stift in Dresden wurde heute (7.10.) termin- und kostengerecht nach 24 Monaten Bauzeit symbolisch eröffnet, die ersten Hospizgäste werden am Montag (12.10.) aufgenommen. Bei der Begleitung von Sterbenden in Hospizen spricht man nicht von Patienten, sondern von Gästen. Zirka 160 Hospizgäste und deren Angehörige sollen pro Jahr im Marien-Hospiz begleitet werden.

Geschäftsführer Peter Pfeiffer: „Dass wir das Hospiz heute eröffnen können, ist tatsächlich auf das Engagement derjenigen zurückzuführen, die tagtäglich in ihrer Arbeit mit schwerkranken und sterbenden Menschen zu tun haben. Als Wegbereiterin möchte ich hier vor allem Frau Dr. med. Barbara Schubert, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin im St. Joseph-Stift nennen, die unser Zentrum für Palliativmedizin mit Palliativstation und dem sogenannten Brückenteam aufgebaut hat und leitet. Im Schulterschluss mit ihren Dresdner Kollegen aus der Palliativmedizin und -pflege hat sie sich unermüdlich für den Bau des Hospizes eingesetzt und wichtige Impulse gesetzt. Als Krankenhaus mit katholischen Wurzeln ist uns die Begleitung von Sterbenden von jeher ein besonderes Anliegen. Für uns bedeutet es, das Lebenswerk unserer Ordensschwestern fortzuführen, deren Ursprung in der Pflege von Kranken und Sterbenden lag. Mit dem Bau des ersten Dresdner Hospizes mitten im Herzen von Dresden übernimmt das St. Joseph-Stift als Spezialversorger Verantwortung für die gesamte Region.“

Aufgrund der Pandemie musste auf eine große Eröffnungsveranstaltung verzichtet werden. Umso mehr freuten sich die Verantwortlichen im St. Joseph-Stift, Staatssekretärin Dagmar Neukirch, Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, begrüßen zu können.

Der Freistaat unterstützte den 2,74 Millionen teuren Bau des Hospizes mit Fördermitteln in Höhe von 440.000 Euro. Bei einem Rundgang verschaffte sich die Staatssekretärin einen Überblick über die Räumlichkeiten und unterstrich die Bedeutung des Hospizes für Dresden:
 
Staatssekretärin Dagmar Neukirch, Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Die Schließung der Versorgungslücke für Schwerstkranke und Sterbende in Dresden bedeutet eine große Erleichterung für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Eine angemessene hospizlich-palliative Versorgung sicherzustellen, ist dem Freistaat schon lange ein besonderes Anliegen und wird daher in großem Umfang gefördert. Die Landesförderung für das Marien-Hospiz beträgt 444.000 Euro und ich bin sehr froh, dass wir mit dieser Unterstützung in Dresden 12 stationäre Hospizplätze realisieren konnten. Die letzte Lebensphase in einer angenehmen Atmosphäre, in Würde, erleben zu dürfen, ist ein großes Geschenk. Der wichtigen Arbeit und dem Engagement von Träger, Mitstreitern, Unterstützern, Haupt- und Ehrenamtlichen kann nicht genug gedankt werden. Der Freistaat wird sie auch weiterhin darin unterstützen.“

 

Palliativmediziner und Hospizarbeiter sind sich einig: Endlich ein Hospiz für Dresden!
Bis dato war Dresden, eine Metropolregion mit rund einer Million Einwohnern, die einzige Landeshauptstadt in Deutschland ohne ein stationäres Hospiz. Das nächstgelegene Hospiz befindet sich in Radebeul im Landkreis Meißen. Damit konnte der Bedarf an Hospizbetten schon seit vielen Jahren nicht adäquat gedeckt werden. Eine durch das Staatsministerium beauftragte Studie hatte einen Bedarf von 13 stationären Hospizplätzen für Dresden ermittelt. Entsprechend groß ist nun die Erleichterung mit der beispielsweise Palliativmediziner der Dresdner Krankenhäuser auf die Eröffnung der Einrichtung im Zentrum der Stadt reagieren: 
 
Dr. med. Christin Prudlo, Oberärztin der Palliativstation im Diakonissenkrankenhaus Dresden: „Ich denke, für uns wird sich mit der Eröffnung des Dresdner Hospizes die Wartezeit auf einen heimatnahen Hospizplatz für die Patienten der Palliativstation verkürzen. Wir können damit hoffentlich einigen Patienten den Umweg über die Kurzzeitpflege ersparen bzw. den Angehörigen aufwendige Fahrtwege in weiter entfernte Hospize.“
 
Gutes Leben auch im Sterben ermöglichen
Wenn Heilung nicht mehr möglich ist, wünschen sich die meisten Menschen, zuhause in der gewohnten Umgebung zu sterben. Leider ist das nicht immer möglich. Fehlen Angehörige oder ist die medizinischpflegerische Versorgung in der Häuslichkeit nicht gewährleistet und die Lebenserwartung auf wenige Wochen bis Monate begrenzt, können diese Menschen in einem Hospiz ein zweites Zuhause finden. Im Hospiz ist man auf die ganzheitliche Begleitung von Sterbenden spezialisiert, mit ausreichend Zeit und Personal, um auf die Bedürfnisse des Hospizgastes einzugehen und ein behütetes und würdevolles Sterben zu ermöglichen. Ein Ziel, das im hektischen Betrieb von Krankenhausstationen oder Pflege- und Altenheimen bei allem Bemühen und Ringen um eine bestmögliche Begleitung nicht immer gewährleistet werden kann. Die Schaffung und Erhaltung von größtmöglicher Lebensqualität und Selbstbestimmung stehen im Hospiz ganz klar im Mittelpunkt. Der Hospizaufenthalt ist für den Gast kostenlos, 95% wird von der Krankenkasse finanziert, die verbleibenden 5% muss das Hospiz durch Spendengelder selbst aufbringen.

Johannes Bittner, Leiter des Marien-Hospizes: „Ich freue mich auf unsere Arbeit im Marien-Hospiz als einen Ort des Lebens mitten in Dresden. Hier darf gelacht und gelebt, aber auch gestorben und getrauert werden. Umfassende Zuwendung und Geborgenheit, das möchten wir unseren Gästen zuteilwerden lassen. Damit sich die uns anvertrauten Menschen wie zu Hause fühlen, haben wir in der Gestaltung der Räume alles darangesetzt, einen wohnlichen Ort zum Wohlfühlen zu schaffen. Die Hospizarbeit steht und fällt aber in ganz besonderem Maße mit unseren rund 30 Mitarbeitern, bei denen neben Herz und Verstand auch ein „Berufen sein“ zu spüren ist. Wichtige Voraussetzung für die bereichernde, aber auch nicht minder schwere Aufgabe, welche vor uns liegt.“

Ein fürsorgliches Ersatz-Zuhause
Im Marien-Hospiz stehen 12 Einzelzimmer mit eigenem Bad, TV, Kühlschrank, WLAN und teilweise Terrassenzugang, auf Wunsch mit Übernachtungsmöglichkeiten für Zu- und Angehörige, zur Verfügung. Eigene Bilder und liebgewonnene Gegenstände dürfen selbstverständlich mitgebracht werden und schaffen eine vertraute Atmosphäre. Die Wünsche und Bedürfnisse der Hospizgäste bestimmen den gesamten Tagesablauf.
 
Im 980m² großen Hospiz in der vierten Etage des neugebauten MariaMerkert-Hauses gibt es einen begrünten Innenhof sowie ein Wohnzimmer mit Wohnküche fürs gemeinsame Kochen, Backen, Essen, aber auch zum Feiern. Familie und Nahestehende sind für die Unterstützung der Hospizgäste immens wichtig und sind im Hospiz jederzeit willkommen. Dabei stehen die Mitarbeiter Angehörigen genauso zur Seite wie den Hospizgästen selbst und unterstützen in krisenhaften Situationen von Krankheit, Sterben, Tod und Trauer. Unser „Raum der Stille“ bietet allen Menschen im Hospiz eine Möglichkeit zum Rückzug, für Besinnung, Meditation oder Gebet.

Ganzheitliche Betreuung für Körper und Seele
Damit diese gelingt, übernehmen ausnahmslos ausgebildete Fachkräfte die ganzheitliche Betreuung der Hospizgäste. Der Betreuungsschlüssel im Hospiz ist mit 1:3 entsprechend hoch. Das multiprofessionelle Team mit rund 30 Mitarbeitenden umfasst erfahrene Pflegefachkräfte, Hauswirtschafter, Seelsorger, eine Sozialarbeiterin und zukünftig auch Ehrenamtliche. Die ärztliche Versorgung im Hospiz übernehmen Palliativmediziner bzw. kann auch der Hausarzt die Versorgung im Hospiz weiterführen. 
 
Spender und Unterstützer gesucht
Der Bau von Hospizen wird nur zum Teil durch öffentliche Gelder finanziert. Deswegen war das St. Joseph-Stift bereits während der Bauphase auf der Suche nach Spendern. Zu diesen Unterstützern zählen die Förderstiftung der Elisabethschwestern, der Rotary Club Dresden e.V., der Stiftungsfonds GALENOS vertreten durch die Bürgerhilfe Dresden sowie weitere Unternehmen aus der Umgebung und viele private Spender. Hospizarbeit ist ohne Spenden und Ehrenamt undenkbar. Den Hospizgästen entstehen keine Kosten für den Aufenthalt, der allerdings nur zu 95% von den Krankenkassen finanziert wird. Die verbleibenden 5% müssen vom Hospiz durch Spendengelder selbst aufgebracht werden. Auf der Webseite des Hospizes wurde dafür ein Online-Spendenportal eingerichtet. Aber auch Ehrenamtliche sind eine wichtige Säule der Hospizarbeit.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Marien-Hospiz Dresden.

Bild: Blick in den Gemeinschaftsraum/Küche des Marien-Hospiz Dresden