Patienten profitieren von Spezialisierung, Qualität und Trägervielfalt – nicht von immer weniger, immer größeren Einrichtungen

Gemeinsames Statement von Diakonissenkrankenhaus Dresden und St. Joseph-Stift Dresden zur geplanten Krankenhausreform und dem Aktionstag der Krankenhausgesellschaft

In der derzeitigen Diskussion um die Kranken­hausreform wird häufig der Eindruck erweckt, größere Häuser hätten zwangsläufig erfahrenere Ärzte und modernere Methoden – egal für welches Krankheitsbild. Daraus leitet sich die gesundheitspolitische Forderung ab, dass immer weniger große Häuser immer mehr Leistungen erbringen sollen. Das gefährdet die Trägervielfalt und führt nicht zu höherer Qualität. 

Die Größe eines Krankenhauses sagt zunächst nichts über die Expertise in einem bestimmten Bereich aus. Denn wenn sich kleinere Einrichtungen spezialisieren, können sie überproportional hohe Patientenzahlen erreichen und ihre Ressourcen bündeln. Die beiden konfessionellen Krankenhäuser Dresdens – das Diakonissenkrankenhaus und das St. Joseph-Stift – machen es vor: Das Diako verfügt über acht zertifizierte Zentren, darunter fünf Organ­krebszentren, die den strengen Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft entsprechen. „Darin versorgen wir einen erheblichen Anteil der Tumorpatienten von Dresden und Um­gebung“, legt der Kaufmännische Vorstand Dr. Ralf Schönherr dar und führt aus: „Etwa 20 Prozent aller Dresdner Prostatakrebspatienten werden im Diako behandelt, ebenso hoch ist der Anteil bei Pankreas­krebs.“

Ein ähnlich spezialisiertes Bild lässt sich für das St. Joseph-Stift zeichnen: Es betreibt sechs zertifizierte Zentren. „Mit mehr als 700 Eingriffen pro Jahr an Schild- und Nebenschilddrüsen gehört unsere Klinik in diesem Fachbereich zu den führenden Zentren Deutschlands. Das EndoProthetikZentrum am St. Joseph-Stift ist das größte Dresdens – im Umkreis von 25 Kilometern wird hier etwa jeder vierte Betroffene versorgt“, zählt Geschäftsführer Viktor Helmers beispielhaft auf. 

Einen entscheidenden Beitrag leisten beide Häuser bei der leitlinien­gerechten Behandlung und Therapie von Brustkrebs­erkrankungen: Um die optimale Versorgung von Patientinnen mit Brustkrebs für den Raum Dresden sicherzustellen, haben sich vier Einrichtungen zum Regionalen Brustzentrum Dresden zusammengeschlossen, darunter sind sowohl das Diako als auch das St. Joseph-Stift. Ein perfektes Beispiel, wie die Krankenhäuser sich heute schon zum Wohle der Patientinnen und Patienten vernetzen, ihre unterschiedlichen Kompetenzen bündeln, Aufgaben teilen und kooperativ zusammenarbeiten.

Ja es stimmt: Die absolute Zahl der behandelnden Ärzte ist in kleineren Häusern, wie dem Diakonissenkrankenhaus und dem St. Joseph-Stift Dresden geringer. Die Erfahrung jedes Einzelnen dafür sehr groß. Und dennoch ist fraglich, ob kleinere Einrichtungen zukünftig überhaupt noch spezialisierte Leistungen anbieten dürfen. 

In Dresden ist seit der Wende eine gesunde Krankenhauslandschaft gewachsen, die eine hohe Qualität hervorgebracht hat. Diese Kranken­hauslandschaft zeichnet sich durch eine Vielfalt an Häusern mit verschiedenen Spezialisierungen, Ausrichtungen und von unter­schiedlichen Trägern aus. Der Wettbewerb um das beste Angebot spornt die Einrichtungen an, höhere Qualität, besseren Service oder eine schönere Atmosphäre zu schaffen. Wenn die Krankenhauslandschaft verödet, kommt das den Patienten nicht zugute.

Aufgabe der Politik ist es, bestehende Probleme zu lösen. Dazu gehört unter anderem, die Qualität der Versorgung zu verbessern, Fehlanreize durch die Finanzierung zu beseitigen, den Investitionsstau abzubauen. 

Funktionale, gesunde Strukturen von hoher Qualität, wie sie beispiels­weise in Dresden existieren, gilt es hingegen zu erhalten und zu stärken.

Das setzt voraus, dass bestehende Krankenhäuser die geplante Reform überhaupt erleben. Dafür brauchen die Einrichtungen dringend einen Inflationsausgleich: Während die Kosten in den letzten anderthalb Jahren um rund 10 Prozent gestiegen sind und eine Anpassung der Gehälter im nächsten Jahr um durchschnittlich weitere 11 Prozent bevorsteht, wurden die Preise, die die Häuser mit den Krankenkassen für die Leistungs­erbringung abrechnen können von 2021 zu 2022 nur um 2,31 Prozent und in diesem Jahr um 4,37 Prozent angehoben. Dass das rechnerisch nicht funktionieren kann, ist offensichtlich. Die Krankenhäuser sind deshalb finanziell so gefährdet wie nie zuvor. 

Die Geschäftsführer von Diako und St. Joseph-Stift Dresden bekräftigen deshalb die Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft und unterstützen die Protestaktion der DKG am 20. September. „Kranken­häuser sind notwendig für die Daseinsvorsorge – die Kosten für inflations­bedingte Tarifsteigerungen müssen daher voll ausgeglichen werden“, fordert Viktor Helmers vom St. Joseph-Stift Dresden. Dr. Ralf Schönherr vom Diakonissenkrankenhaus ergänzt: „Bei der Krankenhaus­reform darf es keine Pauschalentscheidungen aufgrund der Einrichtungs­größe geben – stattdessen muss die Behandlungsqualität entscheidend sein.“

 


Bild: Hausansicht St. Joseph-Stift Dresden
© Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden