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Erfolgreiche Anwendung eines neuen kathetergestützten Verfahrens zur Behandlung der Lungenarterienembolie
- |26. November 2025
- |St. Martini Krankenhaus Duderstadt

Erstmaliger Einsatz innovativer EKOS-Kathetertherapie im St. Martini Krankenhaus
Anfang Oktober ist den Kardiologen des St. Martini Krankenhauses aktuell unter der kollegialen Interimsleitung von Dr. med. Patrick Ranosch und Dr. med. Thomas Peter ein wichtiger medizinischer Fortschritt gelungen: Bei einer 47-jährigen Patientin mit einer akuten Lungenarterienembolie wurde erstmals erfolgreich eine moderne kathetergestützte Behandlung mittels EKOS-Katheter durchgeführt. Ein EKOS-Katheter ist ein spezieller medizinischer Katheter, der zur Behandlung von Blutgerinnseln – insbesondere bei Lungenarterienembolien – eingesetzt wird. EKOS steht für Endovascular Katheter-Directed Organized Thrombolysis. Der Eingriff stellt einen bedeutenden Meilenstein für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit schweren Lungenembolien in der Region dar.
Lungenarterienembolie - Eine häufig unterschätzte, aber gefährliche Erkrankung
Die akute Lungenarterienembolie zählt nach Herzinfarkt und Schlaganfall zu den drei häufigsten kardiovaskulären Todesursachen. Eine Lungenarterienembolie (kurz: Lungenembolie) ist ein akuter Verschluss eines Blutgefäßes in der Lunge durch ein Blutgerinnsel. Meist stammt dieses Gerinnsel aus den tiefen Bein- oder Beckenvenen und wandert über den Blutkreislauf in die Lunge. Dort blockiert es den Blutfluss, sodass weniger Blut mit Sauerstoff angereichert werden kann. Plötzliche Atemnot, Brustschmerzen, schneller Puls und Kreislaufprobleme sind auftretende Symptome. Je nach Größe und Lage des Gerinnsels kann eine Lungenembolie lebensgefährlich sein und muss rasch medizinisch behandelt werden.
In den europäischen Leitlinien stehen je nach Risiko der Patienten zwei Therapieoptionen im Vordergrund: eine medikamentöse Blutverdünnung oder eine systemische Lysetherapie. Letztere kann jedoch aufgrund möglicher Komplikationen oder bestehender Kontraindikationen für viele Betroffene zu risikoreich sein – während eine reine Antikoagulation (Einsatz blutverdünnender Medikamente) bei schweren Fällen nicht immer ausreicht.
„Genau in solchen Situationen bietet die kathetergestützte Behandlung eine wertvolle Alternative“, erklärt Dr. med. Patrick Ranosch, leitender Oberarzt der Kardiologie an St. Martini und ergänzt: „Sie ermöglicht eine gezielte und schonende Auflösung der Blutgerinnsel direkt in den Lungengefäßen.“
Warum war der Eingriff notwendig?
Bei der Patientin hatte sich ein Blutgerinnsel in den Lungengefäßen festgesetzt und den Blutfluss zwischen Herz und Lunge bereits spürbar beeinträchtigt. Die Folge waren erste Anzeichen einer Herzschwäche und eine messbare Erweiterung des Herzens.
„Während blutverdünnende Medikamente das Wachstum und die Neubildung von Gerinnseln verhindern, wirken sie bei schweren Lungenembolien oft nicht schnell genug. Durch die direkte Einbringung eines Katheters in die verstopften Gefäße und die lokale Verabreichung eines Gerinnsel-auflösenden Medikaments kann die Therapie beschleunigt und gezielter durchgeführt werden“, erläutert Dr. Ranosch weiter.
Ablauf des Eingriffs – Präzision unter Röntgenkontrolle
Der minimal-invasive Eingriff fand im Herzkatheterlabor des St. Martini Krankenhauses statt. Über einen kleinen Zugang in der Leiste wurde unter lokaler Betäubung ein dünner Schlauch (Katheter) über die Leistenvene bis zum Blutgerinnsel in der Lunge vorgeschoben. Über den Katheter wurde eine geringe Menge eines lösenden Medikaments unmittelbar in das Gerinnsel verabreicht. Bei beidseitigen schweren Lungenembolien – wie im vorliegenden Fall – werden zwei Katheter eingesetzt, jeweils einer in jeden Lungenflügel.
Nach der Platzierung der Katheter wurde die Patientin zur engmaschigen Überwachung auf die entsprechende Station verlegt, wo die Therapie über mehrere Stunden fortgeführt wurde. Der Behandlungserfolg wird typischerweise mittels Herzultraschall kontrolliert, um die Rückbildung der Herzbelastung zu prüfen.
Ein wichtiger Schritt für die regionale Patientenversorgung
Dank der erfolgreichen Anwendung dieses innovativen Verfahrens kann das St. Martini Krankenhaus künftig noch mehr Patientinnen und Patienten mit schweren Lungenembolien eine lebensrettende und gleichzeitig schonende Therapie anbieten.
