Begleitung am Lebensende: 25 Jahre Palliativstation und 20 Jahre Brückenteam

Das St. Joseph-Stift hat die Entwicklung der integrierten palliativmedizinischen Versorgung in Deutschland maßgeblich mit vorangetrieben

Wenn Menschen die Nachricht erhalten, dass ihre Krankheit unheilbar und die Lebenserwartung begrenzt ist, setzt das Aufgabenfeld der Palliativmedizin ein. Dann gilt es, nicht nur das körperliche Leid, sondern auch die psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse zu begleiten. In einer solchen Situation ist das Zentrum für Palliativmedizin am Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden schon seit vielen Jahren eine wichtige Adresse – und ein Ort, an dem Lebensqualität zählt. 

Seit 25 Jahren werden Patientinnen und Patienten auf der Palliativstation des Hauses umfassend versorgt – medizinisch, pflegerisch, spirituell und sozial. Vor 20 Jahren kam mit dem „Brückenteam“ eine spezialisierte ambulante Versorgung hinzu, die schwerkranke Menschen in ihrem häuslichen Umfeld betreut. Beide Teams arbeiten Hand in Hand. 

Wiege der Palliativmedizin in Dresden – wie alles begann 
Was sich heute fest etabliert hat, war vor 25 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Die damaligen Akteure – eine Ordensschwester, die Chefärztin für Geriatrie und Palliativmedizin und die Pflegedienst-leiterin – haben die Vision einer integrierten palliativmedizinischen Versorgung gemeinsam vorangetrieben. 

  • 1998 begannen die Vor- und Bauarbeiten für ein „Palliativzentrum“, in dem auch Raum für Fachambulanzen, den Christlichen Hospizdienst e.V. und eine Weiterbildungseinrichtung sein sollte. 
  • Im April 2000 konnte im neu erbauten Clara-Wolff-Haus die erste eigenständige Palliativstation im Dresdner Raum mit zehn Betten eröffnet werden. Das Vorhaben wurde durch die Deutsche Krebshilfe mit knapp 6 Mio. DM großzügig unterstützt, eine weitere Mio. DM kam von der Diözese Dresden. 
  • Im selben Jahr wurde – als Modellprojekt mit der AOK Sachsen – im St. Joseph-Stift das Konzept einer integrierten palliativmedizinischen Versorgung, die neben der stationären auch eine spezialisierte ambulante Betreuung anbietet, in Sachsen erstmals erprobt und wissenschaftlich begleitet. 
  • Im Jahr 2004 konnte nach erfolgreicher Projektphase mit der AOK Sachsen eine „Vereinbarung gem. § 140a – SGB V zur Unterstützung und Optimierung der ambulanten palliativmedizinischen Betreuung der Versicherten der AOK Sachsen“ als erster wichtiger Schritt unterzeichnet werden. 
  • 2007 wurde die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) schließlich deutschlandweit in den gesetzlichen Leistungskatalog aufgenommen. Seither steht sie jedem gesetzlich Versicherten zu. 

Das Konzept, so wie damals erdacht, funktioniert noch heute. Durch die enge Zusammenarbeit von Palliativstation und mobilem Brückenteam können Krankenhausaufenthalte, aufwändige Transporte sowie teure Notfalleinsätze vermieden oder zumindest verkürzt werden. 

„Was uns heute selbstverständlich erscheint, war vor 25 Jahren visionär und mutig. Ich bin immer noch beeindruckt, wie durchdacht und fortschrittlich das Konzept war und mit wieviel Liebe zum Detail alles geplant und umgesetzt wurde – von der Idee, alles unter einem Dach zu vereinen bis hin zur Ausgestaltung und Farbgebung der Räume. Davon profitieren wir und unsere Patienten noch heute“, fasst Oberärztin Dr. Juliane Müller zusammen. 

Netzwerk aus Kompetenz und Zuwendung 
Aktuell arbeiten im stationären Team 16 Pflegende, zwei Ärztinnen, außerdem Kolleginnen und Kollegen von Physio-, Ergo- und Musiktherapie, Sozialdienst, eine Psychologin und ein Seelsorger. Um rund 300 Patientinnen und Patienten kümmern sie sich jährlich. 

Für die ambulante Betreuung sind neun Pflegende, drei feste Ärzte sowie drei weitere Mediziner im Einsatz, die die 24-Stunden-Rufbereitschaft mit abdecken. Etwa 420 Patientinnen und Patienten betreuen sie übers Jahr in deren Häuslichkeit. 

Die pflegerische Bereichsleiterin Maria Börner ist schon seit dem Ende ihrer Ausbildung im Jahr 2003 an Bord. „Ich habe mich damals bewusst für die Palliativstation entschieden, weil wir hier mehr Zeit für die Patienten haben. Hier kann ich so arbeiten, wie ich mir das wünsche. Es ist eine sinnstiftende Aufgabe, für die Menschen in ihrer letzten Lebensphase da zu sein.“ 

Um das Wohl der Patienten und ihrer Angehörigen kümmern sich nicht nur die Teams des Palliativzentrums. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Christlichen Hospizdienst Dresden, dessen zahlreiche ehrenamtliche Begleiter die Kolleginnen und Kollegen auf Station genauso wie das Brückenteam intensiv unterstützen. 

„Unser besonderes Netzwerk soll auch in Zukunft weiterbestehen, mit der qualitativ hochwertigen Arbeit, die alle gemeinsam leisten. Dafür wünsche ich uns allen Kraft, vor allem den beiden palliativmedizinischen Teams. Wir haben einen guten Humor und lachen oft miteinander. Das macht vieles leichter. Genauso soll es bleiben“, sagt Maria Börner.

Versorgung am Lebensende ist Behandlungsschwerpunkt 
Seit seiner Gründung im Jahr 1895 widmet sich das katholische Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden in besonderer Weise der Begleitung und Pflege Schwerstkranker und Sterbender. Die Versorgung am Lebensende stellt einen Behandlungsschwerpunkt dar. Das Leistungsspektrum wurde dementsprechend Stück für Stück aufgebaut und erweitert: 

  • Im Frühjahr 2018 wurde der Neubau Haus West mit der größten Akutgeriatrie in Dresden eingeweiht. 
  • Seit 2020 gehört das Marien-Hospiz – das und einzige Hospiz Dresdens – als stationäre Einrichtung zum Versorgungsangebot. 
  • Für den Herbst ist die Erweiterung um ein Tageshospiz geplant, das die umfassende Begleitung und Betreuung unheilbar und fortschreitend erkrankter Menschen von Montag bis Freitag möglich machen wird.